Die Tumeszenzlösung beim Fettabsaugen

Die Fettabsaugung (Liposuktion) ist ein beliebter Eingriff bei Männern und Frauen sowie fester Bestandteil im Leistungsspektrum eines jeden Plastischen Chirurgen. Die Verfahren und Techniken der Fettabsaugung haben sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und machten diesen Eingriff immer sicherer und schonender. Dazu zählt auch die örtliche Betäubung mittels Tumeszenzlösung. Im Folgenden erkläre ich Ihnen alles Wichtige zur Tumeszenzlösung und vergleiche diese mit der Vollnarkose.

Was ist eine Tumeszenzlösung?

Der Begriff Tumeszenz beschreibt das Anschwellen von Gewebe. In der Plastisch-kosmetischen Chirurgie steht der Begriff Tumeszenz in Verbindung mit der Tumeszenzlösung (auch Tumeszenz-Lokalanästhesie), die bei der Fettabsaugung verwendet wird. Hierbei wird die sogenannte Tumeszenzlösung in das Fettgewebe eingebracht und soll dieses unter anderem auflockern.

Primär wird die Tumeszenzlösung jedoch zur Betäubung jener Hautareale verwendet, die im Zuge der Fettabsaugung bearbeitet werden. Eine Vollnarkose ist dann nicht unbedingt notwendig. Die Tumeszenzanästhesie kann auf Wunsch jedoch um eine Dämmerschlafnarkose oder Vollnarkose ergänzt werden. Das ist vor allem bei einer langen Operationsdauer sinnvoll, wenn größere Mengen Fett abgesaugt werden müssen.

Zusammensetzung der Tumeszenzlösung

Die Tumeszenzlösung besteht aus folgenden Substanzen:

  • Kochsalzlösung
  •  Lokalanästhetikum (Medikamente zur Betäubung)
  • Vasokonstriktivum (z.B. Adrenalin)
  • Natriumbikarbonat

Die einzelnen Komponenten werden jeweils vor dem Einsatz in die sterile, isotone Kochsalzlösung gegeben. Die beigemischten örtlichen Betäubungsmittel und die gefäßverengenden Substanzen machen den Eingriff schmerzfrei und verringern die Blutungen.

Die Menge der Tumeszenzlösung richtet sich nach der Größe des zu operierenden Bereichs. Bei kleineren Eingriffen wird das 1%-ige Lokalanästhetikum einer 500-ml-Flasche Kochsalzlösung zugegeben. Bei einer großflächigen Liposuktion erweitert sich die Menge an Stoffen in selber Relation.

Anwendung

Die Tumeszenzlösung wird mit einer Spritze in das Unterhautgewebe der zu operierenden Hautareale infiltriert. Die Patientin spürt einen leichten Einstich und anfangs ein Druckgefühl. Schmerzend ist die Injektion jedoch nicht. Die Fettzellen werden durch die Flüssigkeit separiert – das Fettgewebe lockert sich auf. Das ermöglicht ein effizientes und gewebeschonendes Absaugen des Fettes. Das beigemischte örtliche Betäubungsmittel führt zu der nötigen Schmerzfreiheit. Bindegewebsstrukturen, Gefäße und Nerven werden durch die Tumeszenzlösung nicht verändert, sondern durch die auflockernde Wirkung der Tumeszenz-Lösung zusätzlich geschont. Nach ungefähr 30 Minuten hat sich die Flüssigkeit gleichmäßig im Fettgewebe verteilt und es kann mit der Liposuktion begonnen werden. Das Fettgewebe wird dann durch einen Sog über die Kanülen abgesaugt.

Die Vorteile

Das Betäuben mittels Tumeszenzlösung gilt als besonders schonend und effektiv.

Im Vorfeld der Operation ist keine präoperative Diagnostik wie z.B. ein EKG oder eine Blutabnahme notwendig. Diese Untersuchungen sind hingegen bei einer Vollnarkose unerlässlich. Dadurch wird ermittelt, ob die Patientin die Vollnarkose verträgt und in welchem Maße diese zugeführt werden kann. Diese Untersuchungen entfallen bei Tumeszenzanästhesie.

Die Tumeszenz-Lokalanästhesie ist auch für ältere Patienten mit Begleiterkrankungen geeignet, bei denen eine herkömmliche Narkose nicht möglich wäre. So können diese Menschen eine Körperneuformung erhalten und müssen nicht darauf verzichten.

Da nur die betreffenden Hautareale betäubt werden und man bei Bewusstsein bleibt, ermöglicht die Tumeszenzlösung die sofortige Gehfähigkeit nach dem Eingriff – kein Verbleiben im Aufwachraum. So können Fettabsaugungen ambulant durchgeführt werden. Um bei eventuellen Komplikationen schnell zu handeln, ist jedoch eine Übernachtung in der Klinik zu empfehlen.

Weitere Vorteile der Tumeszenzlösung:

  • einfache Handhabung
  • reduziertes Thrombose- und Blutungsrisiko
  • verminderte Hämatombildung
  • Senkung postoperativer Schmerzen
  • kostensparendes Verfahren

Mögliche Nebenwirkungen/Nachteile

Nach dem Einspritzen der Lösung kann das Hautareal erröten und jucken. Oft kommt es vor, dass die örtlichen Betäubungsmittel einfach nicht von der Patientin vertragen werden. Die Gefahr von Nebenwirkungen kann bei Dosierungsfehlern der Tumeszenzlösung auftreten. Solche Fehler treten jedoch bei renommierten Ärzten mit langjähriger Erfahrung und routinierter Arbeitsweise nicht auf.

Ernste Komplikationen treten nur in äußerst seltenen Fällen auf, aber wenn, kann es zu Herz-Kreislaufproblemen und Herzrhythmusstörungen kommen. Daher wird Patientinnen, die bereits eine Herz- oder Lungenerkankung haben, dringlichst von der Tumeszenz-Lokalanästhesie abgeraten.

Vorteile der Vollnarkose

Bei größeren Fettmengen, die abgesaugt werden müssen, ist dieses Narkoseverfahren medizinisch wesentlich sicherer, als die sonst nötigen, hohen Dosierungen der örtlichen Betäubungsmittel in der Tumeszenzlösung. In der Vollnarkose gestaltet sich der gesamte Ablauf komfortabler, denn das Einspritzen der Tumeszenzlösung erfolgt erst, wenn die Patientin schläft. Die Operationszeit verkürzt sich um die Hälfte, da hier nicht auf die lange Einwirkzeit der Tumeszenzlösung gewartet werden muss. Selbstverständlich ist auch bei der Vollnarkose eine absolute Schmerzfreiheit gesichert. Nebenwirkungen treten so gut wie nicht auf, da die richtige Art und Menge der Narkose anhand vorangegangener Laboruntersuchungen angepasst wird.

Die Tumeszenzlösung wir aber in jedem Fall auch bei Vollnarkose in das Fettgewebe eingebracht. Lediglich das örtliche Betäubungsmittel wird in einer kleineren Dosierung dazugegeben. So werden die Vorteile der TumeszenzLösung, wie das Auflockern des Fettgewebes, die bessere Schonung von Nerven und Gefäßen sowie die Reduktion von Blutergüssen auch bei der Vollnarkose genutzt.

Fazit zur Tumeszenzlösung

Der Einsatz einer Tumeszenzlösung hat sich gut bewährt. Mit dieser Methode sind relativ großflächige Eingriffe, unter bestmöglicher Schonung von Gefäßen und Nerven und nur geringer Blutergussbildung möglich. Ob ein Eingriff unter alleiniger Tumeszenz-Narkose oder zusätzlicher Vollnarkose durchgeführt werden kann, liegt letztlich an der Menge der abzusaugenden Areale sowie der Gesamtfettmenge. Vorteil der zusätzlichen Vollnarkose ist z.B. eine wesentlich kürzere Operationszeit, mehr Sicherheit und absolute Schmerzfreiheit während der Behandlung, die bei der alleinigen Tumeszenz-Lokalanästhesie nicht garantiert werden können. In einem persönlichen Gespräch können wir genauestens ausarbeiten, ob sich die Tumeszenz-Lokalanästhesie mit oder ohne die Vollnarkose am besten für Sie eignet.

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